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Traumreise oder »ab geht die Flaschenpost«

Wer hätte nicht schon einmal eine Flaschenpost auf Reisen geschickt. Möglichst mit dem Ziel, eines Tages aus Amerika einen Brief zu bekommen. Als ich ungefähr 12 oder 13 Jahre alt war, warf ich eine Flasche in den Fluss „Hunte“, der durch das niedersächsische Oldenburg fließt. Was soll ich sagen, es existiert sogar ein Foto von dem Ereignis. Etwa zweieinhalb Jahrzehnte später, im Jahr 1987 versandte ich, zusammen mit Mann und Kindern, von der Augustusbrücke in Dresden aus, eine Flaschenpost. Möge es ihr gelingen, die innerdeutsche Grenze zu passieren. Von unseren auf Reisen geschickten Flaschen hörten wir nie wieder etwas.
Die Coronakrise ist eine harte Herausforderung für Kinder. Deshalb schlug ich meinen größeren Enkeln ein kleines Abenteuer vor. Sie schrieben Briefe, malten Bilder und gemeinsam präparierten wir eine Weinflasche. Anschließend steckten wir einen Korken sehr tief in den Flaschenhals, in den Zwischenraum träufelten wir Kerzenwachs und verschlossen die Flasche zusätzlich mit einem Schraubverschluss.
So langsam lockerten sich die strengen Besuchsbeschränkungen und wir fuhren gemeinsam ans niedersächsische Ufer der Elbe. Die Kinder waren ja so gespannt. Zusammen kletterten wir über die unwegsamen Uferbefestigungen auf eine Buhne. Opa Gerd ist ein ausgezeichneter Werfer, er sollte die Flasche sehr weit in den Fluss schmeißen. Von der Schleuse Geesthacht an ist die Elbe ein tideabhängiges Gewässer.
 Eine „steife Brise“ blies uns ins Gesicht und wir hatten auflaufendes Wasser. Was für uns bedeutete, die Flasche schwamm munter mit der Flut in  Richtung Dresden. Gespannt sahen die Jungs der flott dahintreibenden Buddel nach. Tschüss – und vielleicht auf irgendwann einmal.

 

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