Ein Roman ist noch in der Pipeline!
Ich verrate Euch nur so viel: Von einem der auszog, seinen Erzeuger zu finden. So könnte der Grundtenor meines neuen Romans lauten. Warum das Untersuchungsgefängnis in Rostock eine Rolle spielt, das lest Ihr eines Tages im fertigen Buch.
Es sind wieder Recherche-Reisen notwendig. Einige Fragen galt es zu beantworten.
Die erste lautete: wie geht es in einem Stasi-Gefängnis zu. Ich wollte die Atmosphäre erspüren. Wie erging es hier den Häftlingen. Womit drangsalierten Stasi-Vernehmer und Wächter die Insassen. Waren es kriminelle oder politische Gefangene. Wie lange saßen sie hier in Rostock ein?
Ich kann Euch sagen, es waren bedrückende Stunden, die ich mit meinen Nachforschungen verbrachte.
In den Fragen zwei und drei ging es um die Kunst. Die Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm existiert hier nicht mehr. Mein Mann Gerd und ich suchten und fanden am Ortsausgang das Gebäude. Für meine Geschichte ist auch die Kunsthalle Rostock von Bedeutung.
Es ist gar nicht so einfach, auf ungelegte Eier einzugehen. Jedenfalls beginnt mein Roman nach dem heutigen Kenntnisstand so:
Eine Männerfreundschaft
Im Morgennebel eingehüllt glitt das Boot auf dem Alsterlauf dahin. Kaum vernehmlich plätscherte es, sooft die Paddel ins Wasser eintauchten. Das leise Klicken seiner Kamera begleitete diese Fahrt. Lars Bunjes liebt diese ungestörte Phase auf den Hamburger Gewässern, kurz bevor die Stadt erwacht. Zauberhafte bis eigenwillige Fotomotive, die galt es zu entdecken.
An diesem Tag brauchte der Fotograf die zupackende Unterstützung seines Freundes. Damit er seine Hände für die Aufnahmen frei hätte, paddelte und steuerte der befreundete Jurist Henning von der Dyck das Boot. Unterdessen ließ sich Lars vorne im Kajak von der Umgebung inspirieren. Hierbei genossen beide Herren die hinreißende Stimmung der erwachenden Stadt. Für den Rechtsanwalt bedeutete diese sportliche Betätigung ein willkommener Ausgleich für seinen Bürojob. Mit dem Morgengrauen stimmte sich die Vogelwelt auf den Tag mit ihrem Gesang ein und die Enten schnatterten laut. Diese natürlichen Geräusche störten sie nicht. Denn tief in eigene Gedanken versunken gaben sich beide Männer fast meditativ ihrer Tätigkeit hin.
Man vermöchte sich weit weg auf dem platten Lande wähnen, behelligte nicht das typische Verkehrsrauschen der Hansestadt die Szenerie. Das Boot fuhr über das leicht gekräuselte Wasser dahin. Die Paddler erreichten die Außenalster, Hamburgs malerischen Stausee mitten in der Stadt. Der Ausblick weitete sich, die Wasserfläche wurde bewegter. In den Wassersportclubs am Ufer machten sich die ersten Ruderer startklar. Bald würde es hier mit der Gemächlichkeit vorbei sein.
...
... und noch eine kleine Textpassage aus meinem unveröffentlichten Roman:
Das Schicksal hatte mich im Jahr 2003 nach Ostfriesland gespült, in die Krummhörn vor den Toren Emdens. Mitten hinein, in eine für Künstler inspirierende Landschaft. Und dann, nur fünfzehn Monate später schwemmte es mich wieder zurück nach Hamburg. Ich kam mir vor, wie ein Spielball, den die Wogen mit sich führen.
Es war mir unmöglich, mit meiner großen Liebe Enno eine dauerhafte Partnerschaft zu leben. Das merkte ich schon nach relativ kurzer Zeit der Gemeinsamkeit auf Juist. Eine bittere Erkenntnis, die ich ignorierte, so lange es nur ging. Eifersucht! Immer wieder musste ich mich mit seinem Misstrauen auseinandersetzen. Das ist auf Dauer ermüdend. Das schleichende Gift mündete in einem Kontrollwahn, ich musste mich daraus befreien. Er neidete mir meinen kleinen Erfolg. Er, der ideenreiche Skulpteur. Man stelle sich das mal vor, ich hätte nie für möglich gehalten, dass diese tiefe Liebesgeschichte eine solche Entwicklung nimmt. ...
Ich musste mich wieder mehr auf mich selber konzentrieren, ich weiß heute nicht mehr, wie ich das geschafft habe. Es gelang mir leidlich, mich wieder grade zu machen. Aber machen wir uns nichts vor, das MfS hatte mich in der Hand. Neun lange Monate dauerte die Untersuchungshaft. Ich war eine politische Gefangene. Den Politischen erging es schlechter als den Kriminellen, mit einer gewissen Boshaftigkeit behandelte man uns. Eintönig, zäh wie Kautschuk verstrich die Zeit, denn fast jeder Tag verlief wie der davor. Ich hatte nur meine Zelle und die Verhöre. Einmal in der Woche durfte ich duschen. Der Gefängnisarzt hatte angeordnet, dass ich auch tagsüber einige Zeit auf der Pritsche liegen durfte. Dieser Anweisung folgten die Wächter. Auch befand ich mich nicht mehr alleine in der Zelle. Wenigsten mit jemanden sprechen konnte ich, wenngleich ich meiner Zellengenossin nicht über den Weg traute. Aus Gesprächsfetzen hatte ich gehört, dass Zelleninformanten nicht unüblich seien. So vermied ich allzu persönliche Unterhaltungen. ...