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Finnland

Die großartige Natur ist ein besonderes Markenzeichen des Landes der 1.000 Seen, wie die Republik Finnland gern genannt wird. Wobei die Zahl Tausend eine glatte Untertreibung ist. Wir werden bei der Weiterreise abermals tief eintauchen in das Naturerlebnis.

Karren wieder flott, weiter geht’s! Aber wohin? Die finnische Hauptstadt Helsinki stand auf dem Plan, dorthin waren wir ja mit der Fähre unterwegs. Das Fährhafengebiet in Helsinki ist verwirrend. Inseln, Brücken und Baustellen machten es schwer, uns zurechtzufinden. Mit den Richtungsanzeigen auf den Verkehrsschildern konnten wir zunächst nichts anfangen, weil wir nicht wussten, wo die genannten Stadtteile überhaupt liegen. Ein Navi habe ich nur auf meinem Smartphone. Den fünf Sterne Campingplatz Rastila am Stadtrand wollten wir finden und kreiselten im Stadtgebiet herum, die vielen Baustellen auch hier erschwerten die Suche. So langsam wurde es Gerd zu bunt, das Handy-Navi musste ran. Er selber konnte es nicht bedienen, denn das Verkehrsaufkommen war enorm. Es war meine Aufgabe, die Ansagen zu machen. Ich hatte jetzt gleich gegen mehrere Elemente zu kämpfen. Erstens mit dem Telefon-Display, denn scheint die Sonne rein, habe ich null Sicht, konnte unter Umständen nicht schnell genug Anweisungen geben. Zweitens mit dem Verkehrslärm und dem des eigenen Fahrzeugs. Die Verständigung war schwierig. Ich brüllte Gerd die Fahrtrichtungen zu, oft hörte er meine Instruktionen nicht rechtzeitig und fuhr in eine falsche Richtung. Drittens die Baustellen, die Umleitungen machten uns reinweg verrückt, und viertens ist mein Handy nicht für so umfangreiche Anwendungen gemacht. Die Energie war bald am Ende. Ein Schild tauchte am Straßenrand auf, ›Campingplatz in 10 Kilometern‹, puh, na bitte, geht doch, bis dahin hält der Saft. 

Der Zeltplatz hat mehrere Standortvorzüge. Die da sind, die Anbindung ans Metro-Bahnnetz, der Einkaufsladen in der Nähe und die schöne Umgebung am Wasser. Außerdem ist der Platz sehr gepflegt und sauber, Waschmaschinen und Wäschetrockner stehen den Gästen zur Verfügung. Hier fühlten wir uns wohl und von hier aus unternahmen wir die Entdeckungstouren durch die Stadt. Die Stadtbahn brachte uns ins Zentrum.

Im Februar des Jahres 1982 waren wir beide letztmalig in Helsinki, unsere damals eineinhalb jährige Tochter begleitete uns. In Travemünde bestiegen wir im tiefsten Winter das Fährschiff ›Finnjet‹ und erlebten eine sehr interessante Seereise durch die Eisdecke des Finnischen Meerbusens. Der Rumpf der Finnjet war extra für die Eisfahrten verstärkt worden. Ich habe heute noch den unvergleichlichen hohlen Klang, das Knirschen im Ohr, wenn die Eisschollen dumpf gegen den stählernen Schiffsrumpf schlugen. In der finnischen Hauptstadt stiefelten wir von einem Schneehaufen zum anderen. Ich brenne darauf, wieder die skandinavische Winterszeit zu erleben, und hauptsächlich fasziniert mich dabei der hohe Norden, die Polarnacht, dazu später mehr. Nach unserem Helsinki-Besuch im Winter 1982 stiegen wir im Hauptbahnhof in den russischen Eisenbahnwaggon. Nach achtstündiger Bahnreise durchs verschneite Karelien erreichten wir Leningrad, wie Sankt Petersburg seinerzeit hieß. 

Jetzt hingegen reisten wir um die Zeit des Mittsommers! Ich hatte erläutert, weshalb wir nicht Russland ansteuerten. Die weißen Nächte, die hellsten Sommernächte des Jahres in St. Petersburg sollen legendär sein. Partys, Konzerte und Showveranstaltungen am und auf dem Wasser unterhalten die Gäste. Das ist jedoch ein Thema für eine Extra-Reise. Zwar bieten die Reisebüros und die Fährgesellschaften genauso wie in Tallinn, visafreie Kurzreisen zum benachbarten Vyborg oder nach St. Petersburg an, indes müssten wir für diese Zeit den Motorroller irgendwo sicher abstellen. Da das Gespann nicht in unserem Eigentum stand, wollten wir nicht so leichtsinnig sein, es an irgendeinem unbekannten Ort zu parken. Wir unternahmen stattdessen eine sommerliche Erkundungstour durch Helsinki.